Es holpert und quietscht andauernd, die weichen Sitze verströmen den Charme vergangener Zeiten, doch wollten wir es uns nicht nehmen lassen, eine Strecke in Australien im Zug zurückzulegen. So setzten wir uns also morgens um acht Uhr in Melbourne in den «Overland» Express und holperten nach Nordwesten. In Melbourne? Ach ja, davon will ich ja zuerst erzählen…
Am 8. März flogen wir von Sydney nach Melbourne. Tiger Air, Billig-Airline, Schnäppchen. Und wieso: Ende Dezember hatte ich in Buenos Aires per Zufall rausgefunden, dass Parov Stelar am 12. März in Adelaide an einem Open-Air-Konzert auftritt. «Da könnten wir ja rasch hin, ist ja nicht weit von Sydney.» – Zuerst nur so im Scherz dahingesagt, fanden wir bald raus, dass sich daraus tatsächlich ein guter Ausflug machen liess. Gesagt, gebucht.
So packten wir also letzten Mittwoch unser Handgepäck und fuhren zum Domestic Airport. Drei Stunden später sassen wir mitten in Melbournes CBD in einer lauschigen Seitengasse beim Business Lunch. Okay, wir nicht Business, aber die Geschäftsleute rund um uns herum schon. Melbourne präsentierte sich nämlich wirklich grad von der geschäftigen Seite. Dass die beiden Städte sehr unterschiedlich sind, hatten wir ja schon gehört, aber vom Ausmass waren wir dann doch etwas überrascht. Im Vergleich zu Sydney ist «Mäb’n» hektisch, eng und laut.
Den Nachmittag und den ganzen Donnerstag verbrachten wir mit Stadtbesichtigung. Die Innenstadt ist gut zu Fuss oder mit dem Gratistram zu erkunden und danach findet man am Ufer des Yarra-Flusses garantiert ein schönes Plätzchen in einem der vielen Restaurants oder Biergärten. Was in der Schweiz oft abwertend als Graffiti bezeichnet wird, nennt man hier stolz Street Art. Fotografen beeilen sich jeweils, die besonders kreativen Bilder festzuhalten, denn oft werden sie schon rasch vom nächsten Künstler übermalt. Viel Street Art gibt’s auch in der «AC/DC Lane», benannt nach der berühmten australischen Band.
Wie immer auf unseren Reisen durfte auch das Kulinarische nicht zu kurz kommen. Also gingen wir ins Queen-Victoria-Building, in die riesige alte Markthalle. Aber am dortigen Food Festival hatte es so gedrängt viele Leute, dass wir hungrig wieder flüchteten. Nach einer Odyssee durch Fastfood-Chinatown landeten wir schliesslich beim Italiener, dessen Teigwaren mit Trüffelsauce fürs lange Suchen entschädigten. Das Frühstück am nächsten Morgen toppte dann aber alles: Im Higher Ground, einer umgenutzten «Power station», gab es Toastbrot mit frischer Avocado und Lemon salt; Rührei mit Auberginen-Curry und dazu einen feinen «Flat White». Und schliesslich ebenso fein am Donnerstagabend: Kambodschanisches Dinner im modernen Docklands-Quartier: Yummy!
Für den Freitag hatten wir eine Wine-Tasting-Tour ins Yarra Valley gebucht. Wir wurden im Hotel vom Minibus abgeholt und besuchten im Laufe des Tages fünf verschiedene «Cellar doors». Da die Tour nicht ausgebucht war, waren wir nur vier Gäste: Chris und John aus Ohio waren für die «Mardi Gras» Parade nach Sydney gekommen und reisten nun noch ein wenig im Land umher. Und Bill, unser Fahrer, war früher im Rohstoff-Sektor tätig und hatte in diversen Minen dieser Welt gearbeitet. Zusammen hatten wir es ganz lustig, was natürlich auch an den nicht enden wollenden Weinproben lag. Jedenfalls mussten sich die beiden Amerikaner zwischen Chardonnay, Pinot noir und «Cab Sav» ständig unsere Witze über den amerikanischen Präsidenten anhören, obwohl sie ihn doch auch nicht gewählt hatten…
Den Freitagabend verbrachten wir dann noch am MOOMBA, einem Sommerfest mit Chilbi, Wasserskirennen und Feuerwerk, und am Samstagmorgen setzten wir uns – wie schon erwähnt – in den «Overland» Express und fuhren nach Adelaide.