Am Montagmorgen nahmen wir unseren Mietwagen entgegen und brachen nach Süden auf. Am ersten Tag legten wir „nur“ 110km zurück, unterbrochen von einer halbstündigen Fährenüberfahrt.
Kurz nach der Fähre hielten wir irgendwo an der Küstenstrasse an und gingen fürs Mittagessen ans Meer runter. Nachdem wir dort 10 Minuten auf einem grossen Stein gesessen waren und in menschenleerer Umgebung unseren Lunch verdrückten, hörten wir plötzlich Plansch-Geräusche vom Meer her. Und siehe da, wir kriegten Besuch: Eine Gruppe von vier Delfinen schwamm rund 30m von der Küste entfernt seelenruhig an uns vorbei, und die Tiere tauchten dabei alle paar Meter mit ihrer typischen Rolle aus dem Wasser auf. Was für eine schöne und unerwartete Begrüssung!
Hornopirén
Am Nachmittag kamen wir dann in Hornopirén an. Ein guter Teil der Strasse war Schotterpiste, so konnten wir schon mal ausprobieren, wie gut sich unser Suzuki auf diesem Untergrund fahren lässt. Wir bezogen unser Zimmer in einer einfachen Cabaña und gingen fürs Nachtessen ins Restaurant. Im Gegensatz zu Argentinien stehen hier auch Fisch und Meeresfrüchte hoch im Kurs. Kein Wunder, liegen doch die Fischgründe und -farmen gleich vor der Haustüre. Also bestellten wir Salmón bzw. Mariscos und wurden nicht enttäuscht: Selten hab ich so frische, so verschiedene und so viele Muscheln gegessen, und Carmens Lachstranche von der Grösse eines argentinischen Steaks war auch nicht zu verachten. ¡Muy rico!
Nochmals Fähre
Da in Hornopirén die Strasse nach Süden endet, kommt man nur mit dem Schiff weiter. Wir fuhren also frühmorgens auf die Fähre und genossen die 4-stündige Überfahrt, auch wenn das Wetter neblig-regnerisch war. Die Landschaft rundherum wurde immer steiler, bald fuhr das Schiff in einen langgezogenen Fjord und stoppte an einem einsamen Steg. Nun fuhren alle Autos im Konvoi 10km über eine unbewohnte Halbinsel, nur um auf der anderen Seite nochmals auf eine Fähre zu verladen. Nach dieser weiteren Fahrt erreichten wir Caleta Gonzalo. Ab hier führt die Strasse weiter, doch wir bezogen für die nächsten zwei Nächte eine der 7 Cabañas, die gleich neben der Fährstation liegen.
Caleta Gonzalo
Caleta Gonzalo hat weder Internet noch Mobilnetz-Empfang, es besteht einzig aus einem Café, 7 Cabañas, einem Naturpark-Infocenter und der Fähren-Anlegestelle. Völlig abgeschieden, könnte man meinen, doch nein: Alle paar Stunden kommt «Don Beto», die Fähre, und man muss sich dieses Schauspiel wieder und wieder ansehen: Zuerst kommen auf der Strasse von Süden immer mehr Fahrzeuge an, stellen sich in eine lange Kolonne und warten. Dann kommt die Fähre und giesst einen Schwall von Motorrädern, Pick-ups, Velos und Bussen auf den kleinen Platz. Backpacker suchen eine Mitfahrgelegenheit und unschlüssige Fahrer werden vom Hintermann angehupt. Kaum ist die Fähre leer, fahren schon die Autos aus der Warteschlange über die Landungsbrücke. Dann legt «Don Beto» ab und es kehrt wieder Ruhe ein. Oder kommt dort schon das nächste Auto daher? Für uns war es ein wenig wie fernsehschauen. Als es eindunkelte, wurde das Treiben weniger und im Café waren jetzt nur noch die Gäste aus den Cabañas fürs Nachtessen versammelt.
Parque Pumalin
Am Mittwoch erkundigten wir den Parque Pumalin. Dies ist der grösste private Naturpark Chiles und Caleta Gonzalo liegt mittendrin. Das Gebiet ist ein sehr steiles Tal und die Carretera Astral führt am Talboden hindurch. Der Park kann nur auf den ausgeschilderten Routen begangen werden, denn gleich neben der Strasse beginnt dichte Vegetation. Der „Sendero de Alerces“ führte uns durch diesen Urwald und an 1’000 jährigen Lärchen vorbei. Und ausgerechnet auf der Hängebrücke musste mir meine Sonnenbrille runterfallen, sie wird den Bergbach nun noch ein wenig länger geniessen… Danach machten wir uns noch auf den Tronador Trail, der vom Lonely Planet-Reiseführer zu recht als Treppenhaus bezeichnet wird. Jedenfalls legten wir in subtropischer Feuchtigkeit gut und gerne 400 Höhenmeter zurück, bis wir dann nach einer Stunde beim „Mirador Michinmahuida“ unseren Lunch geniessen konnten. Beim Abstieg freuten wir uns schon auf Dusche und Kaffee, und den Rest des Nachmittags verbrachten wir wieder mit fernsehgucken: Anlegen, ausladen, einladen, abfahren.