Reisetagebuch von Christian Kaiser

E-Mail an Meike

Hallo Meike

Nach all diesen Monaten schreibe ich dir nun endlich mal. Lass mich etwas ausholen: Meine Frau und ich hatten schon längere Zeit darüber diskutiert, für ein paar Jahre im Ausland zu arbeiten. Carmen hätte jederzeit sofort ihre Koffer gepackt, ich war jeweils der Bremser. Zwar reise auch ich gerne, doch ich befürchtete, dass ich auch in London oder Singapur vor allem das Büro und nicht die Stadt sehen würde.

Eines Abends erwähnte Carmen beiläufig ein Buch, von dem ihr eine Arbeitskollegin erzählt hatte. Von einer Frau, die bei Wer-wird-Millionär… (etc., du weisst schon). Eine tolle Idee, dachte ich. «Komm, wir schreiben auf, in welche 12 Städte wir gehen würden!» Es war ein Spiel: Jeder überlegte, schrieb auf und nach fünf Minuten verglichen wir; bei sechs oder sieben Städten stimmten wir überein. Dann kauften und lasen wir Dein E-Book und planten zum Spass unsere imaginäre Weltreise: Welche Stadt in welcher Jahreszeit und wie reisen, ohne fünfmal den Globus zu umrunden.

Irgendwann begriffen wir, dass eine solche «Städtereise» wohl die Lösung für unser Ausland-Dilemma war. Im August 2016 entschieden wir uns, «es» zu tun, im September kündigten wir unsere Jobs und am 10. Dezember flogen wir los. Nicht für ein Jahr, sondern für knapp 7 Monate, und nicht 12 Städte, sondern deren 4. Und zwischen den Städten wollten wir ein wenig herumreisen. Also:

  • 6 Wochen in Buenos Aires stationär, 4 Wochen in Patagonien rumreisen,
  • 5 Wochen in Sydney stationär, 1 Woche in Fidschi rumliegen,
  • 1 Monat in Seoul stationär, 2 Wochen in China rumreisen,
  • 4 Wochen in Shanghai stationär, 2 Wochen in Yunnan rumreisen.

Und mit auf die Reise kam Dein Buch: In jeder Stadt, in der Du auch gewesen warst, lasen wir das entsprechende Kapitel nochmals, diesmal mit einem besonderen Lächeln, weil wir Deine Erlebnisse und Eindrücke nun sehr gut nachvollziehen konnten.

Diese Zeilen schreibe ich Dir aus Shanghai. Unsere Auszeit ist super, wir geniessen jeden Tag. In den letzten Monaten haben wir so viele interessante Leute kennengelernt, schöne Natur bestaunt und Einblick in fremde Kulturen erhalten. In Buenos Aires hatten wir Spanisch gelernt, auf Fidschi Schnorcheln, in Seoul ein wenig Taekwondo und in China noch weniger Mandarin. An diversen Orten gingen wir Wandern, besuchten kulturelle Anlässe, trieben etwas Sport. Und dank Computer und Internet taten wir sogar hin und wieder etwas, das man als Arbeiten bezeichnen könnte.

Leider bleiben uns nur noch etwas mehr als drei Wochen, dann werden wir wieder nach Zürich und damit in unser «normales» Leben zurückfliegen. Aber wir haben «es» gemacht, wir sind gegangen. Und Du als Mitverursacherin warst mit dabei, auch wenn Du das bis jetzt nicht gewusst hast. Deshalb: Vielen Dank für Dein inspirierendes Buch, bist eine prima Reisegefährtin.

Beste Grüsse
Christian