Reisetagebuch von Christian Kaiser

Kategorie: Argentinien (Seite 3 von 3)

Avenida Santa Fe

Die Avenida Santa Fe ist jetzt so quasi mein Schulweg. Das heisst, weil es eine der belebtesten Einkaufsstrassen von BsAs ist, spaziere ich meistens auf einer der Parallelstrassen, man kommt da viel schneller vorwärts. Wenn es aber ums Einkaufen oder einfach um’s Erlebnis geht, dann ist die Santa Fe klar die erste Wahl.

Hombres trabajando

Das europäische Vorurteil über die faulen Arbeiter in Lateinamerika zielt zwar eher auf die schlafenden Mexikaner ab, die unter ihrem Sombrero die Siesta geniessen, aber offenbar muss man auch hier die Menschheit davor warnen, falls die Männer dann mal arbeiten. 😄

 

 

Vereda del Tango

Damit in der Heimatstadt des Tango auch jeder gleich die ersten Schritte lernt, haben sie diese gerade mal im Trottoir verewigt: Quasi der Kilometerstein Null des Tango. Und wir waren nicht die einzigen, die hier versuchsweise ein Tänzchen auf den Asphalt legten.

 

 

 

 

 

El Ateneo

Ich gebe es ja zu, seit der Erfindung von iPad und E-Book ist mein Bedarf an «richtigen» Büchern praktisch auf Null gesunken, doch trotzdem finde ich Bücherläden etwas heimeliges und unverzichtbares für jede Stadt. Und definitiv die spektakulärste Buchhandlung der Welt, das «El Ateneo», liegt hier an der Avenida Santa Fe 1860. Das ehemalige Theater «Grand Splendid» aus den Zwanziger Jahren wurde vor rund 15 Jahren in eine Buchhandlung umgewandelt: Im Zuschauerraum die Bücher, in den Logen die Leseecken und auf der Bühne ein Café mit Live-Pianisten. Kann bitte einer mal dem Orell Füssli sagen, dass in der Stadt Zürich bald das Theater am Neumarkt frei wird?

SPANFERKEL IM SCHRANK

Das mit dem vielen Fleisch in Argentinien hat ja eigentlich keinen Neuigkeitswert mehr, aber wenn man im Supermarkt vor den Kühlboxen durchspaziert und dann zwischen den Glacés und den Gefrierpizzas einfach ein paar ganze Ferkel im Schrank hängen, da muss man schon zweimal hingucken. Leider bringen wir das in unserem Flat nicht in die Mikrowelle, sonst hätten wir gleich eins gekauft. 😁

 

 

 

 

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Hemos llegado

So, nach knapp einer Woche Buenos Aires ist es Zeit für einen kleinen Zwischenbericht. Wir wohnen im Stadtteil Recoleta, welcher zweifellos zu den besseren Gegenden von BsAs gehört. In nächster Nähe gibt es unzählige Cafés, Take Aways, Restaurants, Supermercados, Käse- und Weinläden sowie Kioske, Bankfilialen, Sex shops und Blumenläden. Unsere Wohnung ist im 7. Stock mit Fenster nach Nordwesten (=Nachmittagssonne) auf einen Innenhof. Davor ist ein kleiner Balkon, wo wir auch frühstücken und Znachtessen können.

In der Regel stehen wir um halb acht auf, machen uns startklar und um 8:20 gehe ich auf den Schulweg. Nach ersten Erfahrungen mit dem Bus (vollgestopft, 20min) habe ich mich entschieden, jeweils zu Fuss zur Schule zu gehen. Für die 16 Blocks brauche ich 30min und am morgen ist es angenehm, sowohl was die Temperatur als auch die Anzahl Leute betrifft.

In der Schulklasse sind wir zu fünft, und nach 4 Stunden Spanisch mit Graciela sind wir jeweils ziemlich geschafft. Aber es macht super Spass und wir machen rasch Fortschritte (¡tenemos éxito!). Meistens gehen wir dann noch zusammen Mittagessen: Unsere Schule ist im «Microcentro», also im Geschäftsviertel, und deshalb hat es überall günstige Take aways in der Nähe. Fürs Essen hängen wir dann in den Parque San Martín.

Am Nachmittag bietet die Schule manchmal Exkursionen an, oder wir machen uns selber auf den Weg. Diese Woche haben wir natürlich noch nicht so viel gemacht, wir mussten ja auch erstmal ankommen und uns einrichten. Bis wir nur schon im Supermercado alle Produkte gefunden hatten! Jedenfalls ist hier alles zu bekommen und meistens muss man gar nicht weit gehen dafür. Allerdings kosten die importierten Produkte gleichviel wie zu Hause in der Schweiz. Keine Ahnung, wie sich der Durchschnitts-Porteño sowas leisten kann.

Und wenn wir schon beim Geld sind: Man sieht schon, dass diese Stadt einen vergangenen Glanz hat. Bis in die 30er Jahre war Argentinien noch unter den 10 führenden Nationen der Welt, und dann folgten Jahrzehnte der politischen Misswirtschaft, die in der Krise von 2002 kulminierten. Klar gibt es kein Geld, um Schlaglöcher zu flicken, Häuser zu streichen oder Obdachlose von den Strassen zu holen. Und wir Schweizer sehen wieder mal, wie clean und perfekt bei uns alles läuft bzw. auf welch hohem Niveau wir üblicherweise klagen.

Die Leute hier sind sehr höflich und ruhig, ausser wenn sie gerade Auto fahren oder Fussball schauen, dann lassen sie Dampf ab. Carmen und ich haben uns jedenfalls schon ziemlich in dieser Stadt eingelebt, es fühlt sich an, als wären wir schon viel länger als erst eine Woche hier.

Buenos Aires en breve

Heute nur Kurznotizen:

  • Erster Schultag mit anschliessendem Lunch und Stadtführung. Tolle Schule mit netten und hilfsbereiten Menschen. Muss unbedingt unregelmässige Verben konjugieren lernen.
  • Die 38 Grad Celsius heute waren selbst für BsAs rekordverdächtig, morgen soll’s wieder angenehme 27 Grad werden.
  • Die Standardportion Rindfleisch pro Person im Restaurant sei 500g. Werden wir demnächst ausprobieren.
  • Erster Eindruck: Hier in BsAs wird’s uns mächtig gefallen, ich spür’s.

La maleta desaparecida

Im Nachhinein war es bloss ein kurzer Schreck: Fängt so jetzt das Abenteuer an? Jedenfalls standen wir im Flughafen Ezeiza am Gepäckband und der Strom von Menschen und Koffern aus dem Lufthansa-Jumbo ebbte langsam ab. Aber Carmens Koffer war nirgends aufgetaucht. Nur ein sehr ähnliches Modell drehte auf dem Gepäckband einsam seine Runden…

Eine Stunde später fuhren wir erstmals mit einer «Vermisstenanzeige» und nur einem Koffer in die Stadt. Hier konnten wir problemlos unsere Wohnung übernehmen. Danach versuchten wir uns einigermassen erfolgreich im Geldwechseln, Einkaufen und Mittagessen. Und siehe da, nachmittags um vier fand schliesslich auch Carmens Koffer per Kurier den Weg zu uns. Soll mal einer sagen, die Porteños seien nicht organisiert.