Dienstag, 21. März: Damit wir den Task endlich abhaken konnten, spazierten wir am Vormittag über die Harbour Bridge (und machten dummerweise nochmals 30 Fotos vom Opera House). Kaum sassen wir beim anschliessenden Mittagessen in einem Café in Walsh Bay, war das Sch****wetter zurück. Also suchten wir am Nachmittag die Kletterhalle in St. Peters auf. Hier mussten wir feststellen, dass wir uns aus der Schweiz einen höheren Standard gewöhnt sind, was Ausstattung und Sicherheit angehen (der Leih-Klettergurt war sicher 15 Jahre alt, manche Karabiner wohl noch älter). Leider zeigte sich auch, dass man 4 Monate Kletterabstinenz nicht einfach ignorieren und am gleichen Schwierigkeitsgrad weiterklettern kann…
Mittwoch, 22. März: Heute hatten wir unsere letzte Chinesisch-Lektion, und die war so intensiv wie keine zuvor: Sū Yé, unsere Lehrerin, wollte uns noch rasch alles beibringen, was man zum Überleben in China so braucht. Carmen ging danach nochmals ins Zumba, und am Nachmittag war zur Abwechslung wieder mal Schlechtwetterprogramm angesagt, da es einmal mehr regnete. Den Abend verbrachte ich dann ein weiteres Mal im Life Drawing, diesmal landeten wir nach dem Zeichnen mit der ganzen Gruppe in einen Pub in Redfern.
Donnerstag, 23. März: Yep, richtig: Noch ein Regentag.
Freitag, 24. März: nach einem sportlichen Morgen (Carmen Yoga, ich Schwimmen) besichtigten wir den Sydney Fish Market. Kaum aus dem Tram ausgestiegen, war schon klar, wo sich der Markt genau befindet: einfach der Nase nach. In der grossen Halle war alles im Angebot, was das Meer zu bieten hat: frische Austern, tote Fische, halblebendige Krustentiere, in der Schale grillierte Muscheln, gruusige Seegurken und vieles mehr. Ich entschied mich für ein Hummer/Avocado/Reis-Gericht, welches direkt in zwei Hummerschwänzen serviert wurde. Beim Essen auf der Terrasse zum Wasser musste ich bloss aufpassen, dass mir die gierigen Möwen nichts vom Teller stibitzten.
Für’s Dessert gingen wir dann in den Food court vom nahegelegenen «The Star», welches nur in zweiter Linie ein Einkaufszentrum ist. Hauptsächlich ist es ein Casino, und zwar eines, das sich hinter jenen in Macau und Las Vegas nicht zu verstecken braucht: Nebst Hunderten von Slot machines und sicher 20 Roulette-Tischen gab es noch eigene Abteilungen für Baccara, Mahjongg und Kartenspiele. Und die «Hinterzimmer» hatten wir noch nicht mal gesehen. Krass aber war, dass das Etablissement an einem gewöhnlichen Freitag um 15 Uhr recht gut gefüllt war.
Um Geld spielten wir dann zwar nicht, doch mit Geld hatte auch unsere nächste Aufgabe zu tun. Nämlich wollten wir für Korea und China schon mal etwas Geld wechseln. Also gingen wir zum Martin Place, wo die grossen Banken zuhause sind. Es war aber wie in der Schweiz: Lange anstehen lassen, furchtbar kompliziert tun («Oh, you don’t have an account with us…»), hohe Spesen androhen, und am Schluss geht’s dann doch nicht: Ohne Pass kann die Bank nicht 250$ wechseln, da könnte ja jeder kommen und man hat ja schliesslich eine Reputation zu verlieren. Carmen hatte sich noch nicht ganz abgeregt gehabt, da fanden wir schon eine Wechselstube, die uns dann ohne Umstände und Spesen unsere Wons und Renmimbis herausgab.
Samstag, 25. März: So langsam konnte man dem Wetter wieder trauen. Nachdem wir den Morgen wieder einmal in der Boulderhalle verbracht hatten, fuhren wir am Nachmittag mit der Fähre nach Watsons Bay und erkundeten den South Head und den Gap Lookout. Beides sind hohe Felsen, die steil zum Meer hin abfallen und sich deshalb vor 150 Jahren gut dafür eigneten, Kanonen aufzustellen, um feindliche Segelschiffe abzuknallen. Damals waren mit «feindlich» übrigens v.a. US-amerikanische Schiffe gemeint.
Sonntag, 26. März: Klar, jetzt, wo wir Sydney dann bald verlassen würden, wurde das Wetter natürlich wieder schön. Aber anstelle uns lange zu beklagen, machten wir lieber den schon lange anvisierten Ausflug nach Cockatoo Island. Diese kleine Insel mitten im Sydney Harbour war sozusagen ein australischer Gulag: Seit den ersten Jahren der Besiedelung wurde hier ein Straf- und Arbeitslager betrieben, mit jenen Convicts, die in Australien rückfällig geworden waren.
Die Sträflinge hatten hier diverse Arbeiten zu verrichten: Anfänglich wurde die bewaldete Insel abgeholzt und es wurden Steine gehauen, um die wachsende Stadt mit Baustoffen zu versorgen. Ab 1857 begann man, Schiffe zu reparieren, später wurden die Docks vergrössert und im Laufe der Zeit stieg Cockatoo Island zu einem der grössten Shipyards Australien auf. Vor allem während den beiden Weltkriegen waren die Auftragsbücher voll, aber auch danach wurden hier Schiffe und U-Boote revidiert. Erst 1991 wurden die Anlagen stillgelegt und heute ist die Insel ein fotogenes Industriemuseum und ein Zeitzeuge der Besiedelung Australiens.