So, nach knapp einer Woche Buenos Aires ist es Zeit für einen kleinen Zwischenbericht. Wir wohnen im Stadtteil Recoleta, welcher zweifellos zu den besseren Gegenden von BsAs gehört. In nächster Nähe gibt es unzählige Cafés, Take Aways, Restaurants, Supermercados, Käse- und Weinläden sowie Kioske, Bankfilialen, Sex shops und Blumenläden. Unsere Wohnung ist im 7. Stock mit Fenster nach Nordwesten (=Nachmittagssonne) auf einen Innenhof. Davor ist ein kleiner Balkon, wo wir auch frühstücken und Znachtessen können.
In der Regel stehen wir um halb acht auf, machen uns startklar und um 8:20 gehe ich auf den Schulweg. Nach ersten Erfahrungen mit dem Bus (vollgestopft, 20min) habe ich mich entschieden, jeweils zu Fuss zur Schule zu gehen. Für die 16 Blocks brauche ich 30min und am morgen ist es angenehm, sowohl was die Temperatur als auch die Anzahl Leute betrifft.
In der Schulklasse sind wir zu fünft, und nach 4 Stunden Spanisch mit Graciela sind wir jeweils ziemlich geschafft. Aber es macht super Spass und wir machen rasch Fortschritte (¡tenemos éxito!). Meistens gehen wir dann noch zusammen Mittagessen: Unsere Schule ist im «Microcentro», also im Geschäftsviertel, und deshalb hat es überall günstige Take aways in der Nähe. Fürs Essen hängen wir dann in den Parque San Martín.
Am Nachmittag bietet die Schule manchmal Exkursionen an, oder wir machen uns selber auf den Weg. Diese Woche haben wir natürlich noch nicht so viel gemacht, wir mussten ja auch erstmal ankommen und uns einrichten. Bis wir nur schon im Supermercado alle Produkte gefunden hatten! Jedenfalls ist hier alles zu bekommen und meistens muss man gar nicht weit gehen dafür. Allerdings kosten die importierten Produkte gleichviel wie zu Hause in der Schweiz. Keine Ahnung, wie sich der Durchschnitts-Porteño sowas leisten kann.
Und wenn wir schon beim Geld sind: Man sieht schon, dass diese Stadt einen vergangenen Glanz hat. Bis in die 30er Jahre war Argentinien noch unter den 10 führenden Nationen der Welt, und dann folgten Jahrzehnte der politischen Misswirtschaft, die in der Krise von 2002 kulminierten. Klar gibt es kein Geld, um Schlaglöcher zu flicken, Häuser zu streichen oder Obdachlose von den Strassen zu holen. Und wir Schweizer sehen wieder mal, wie clean und perfekt bei uns alles läuft bzw. auf welch hohem Niveau wir üblicherweise klagen.
Die Leute hier sind sehr höflich und ruhig, ausser wenn sie gerade Auto fahren oder Fussball schauen, dann lassen sie Dampf ab. Carmen und ich haben uns jedenfalls schon ziemlich in dieser Stadt eingelebt, es fühlt sich an, als wären wir schon viel länger als erst eine Woche hier.
Kaiser Marlies sagt:
Wow, ich bin beeindruckt und verschlinge jede Zeile. Die Bilder ergänzen den Bericht sehr eindrücklich. Tolle Idee, dass wir so an eurem aufregenden Leben teilnehmen können. (Wir stecken seit Tagen unter einer Nebeldecke…)
17. Dezember 2016 — 16:02