Reisetagebuch von Christian Kaiser

Una excursión diurna a Uruguay

Ein Tagesausflug in ein südamerikanisches Land, das tönt ein wenig komisch, nicht? Ist aber von Buenos Aires aus problemlos möglich, denn hier fährt täglich der Buquebus nach Colonia («Buque» ist Spanisch für Schiff). Die älteste Stadt von Uruguay (früher mal ein Vorposten der Portugiesen) liegt auf der anderen Seite des riesigen Rio de la Plata und ist mit der Schnellfähre in einer Stunde erreichbar.

Unser Schiff – die «Silvia Ana» –  ist nicht etwa ein alter schwimmender Blechhaufen, sondern eine der schnellsten Fähren der Welt. Bis vor kurzem führte sie zudem ein Doppelleben: Im Winter, also im europäischen Sommer, verkehrte sie jeweils als Fährschiff am Skagerrak, zwischen Dänemark und Norwegen.

Erstaunlich war auch die hohe Effizienz der Zollformalitäten: Check-in und Sicherheitskontrolle wie am Flughafen, und dann ein Zoll-Schalter, wo der argentinische und der urugayische Zöllner gleich nebeneinander sitzen. Innert weniger Minuten hat man zwei Stempel mehr im Pass und ist in Uruguay eingereist, bevor man das Schiff betreten hat. Eine Kreditkartenzahlung im COTO-Supermarkt dauert sicher doppelt so lange.

Colonia del Sacramento, wie die verschlafene Kleinstadt mit vollem Namen heisst, hat ein sehr mediterranes Flair: Die malerische Altstadt, die Segelboote im Hafen und die vielen Badetouristen in den Strassencafés erinnern an Süd- oder Westfrankreich. So sind auch wir durch die Gassen und Plätze spaziert, haben uns in einem Park ausgeruht und in einem Strassencafé einen Espresso getrunken. Und auf einmal wurde uns bei all dieser Ruhe und Gelassenheit bewusst, dass wir zum ersten Mal seit 4 Wochen aus der Grossstadt raus waren. – ¡Qué tranquilidad!

In einem Restaurant mit Terrasse zur Strasse hin (wirklich wie in Frankreich!) haben wir dann beim Mittagessen gleich das uruguayische Nationalgericht ausprobiert: Das «Chivito» enthält alles was lecker (und dementsprechend ungesund) ist, nämlich Fleisch mit Speck, Schinken und Käse überbacken, mit Pommes und russischem Salat, Oliven und Tomaten, und von alldem nicht zu wenig.

Nach einem geruhsamen Tag sind wir nach einer letzten Cerveza wieder zum Hafen runtergewatschelt und aufs Schiff. Auf der Überfahrt drängten wir – wie alle Argentinier – in den Duty Free. Die argentinischen Importzölle sind so hoch, dass dieser Laden einen unglaublichen Umsatz macht. Auch wir kauften ein, nämlich zwei Tafeln Schweizer Schoggi. Und als das Schiff in Buenos Aires anlegte, waren wir wieder «zu Hause».