Wow, schon ist’s Mai. Die letzten Tage und Wochen vergingen wie im Flug und dem aufmerksamen Blog-Leser wird nicht entgangen sein, dass ich schon länger nichts mehr veröffentlicht habe. Schreibstau? Nein, wir geniessen bloss das schöne Frühlingswetter und sind entsprechend viel unterwegs. Und die Zeit zuhause (unser Hanok-Innenhof ist perfekt im Frühling) habe ich letzte Woche mit der weiteren Reiseplanung verbracht statt mit Blog schreiben.

Hier deshalb eine kurze Aufarbeitung der letzten zwei Wochen, ich beschränke mich auf ein paar Sätze, denn erstens werde ich das literarische Niveau vom letzten Bericht sowieso nicht halten können und zweitens scheint draussen schon wieder die Sonne und wir wollen doch noch so viel tun und sehen in Seoul…

Sehenswürdigkeiten

Als Architekturfans besichtigten wir natürlich Seouls «Top sights», von der historischen Stadtmauer mit ihren Stadttoren über die prächtigen Paläste und Parks bis zu den modernen und futuristischen Gebäuden von nationalen und internationalen Architekten.

Geunjeongmun-Tor im Gyeongbokgung Palast

Huwon (oder auch Secret Garden) hinter dem Changdeokgung Palast

Sungnyemun, das westliche Stadttor

Die pilzförmige Dongdaemun Design Plaza (kurz DDP) von Zaha Hadid

Zugang zur unterirdischen Ewha Womans University vom französischen Architekten Dominique Perrault

Besonders begeistert haben mich die Hanoks, deren Grundriss und Raumaufteilung einerseits sehr platzsparend, andererseits auch sehr grosszügig ist. Während im touristischen Bukchon Hanok Village die Hanoks oft zu Läden und Cafés umfunktioniert wurden, kann man im Namsangol fünf alte Herrschaftshäuser besichtigen.

Herrschaftlicher Hanok im Namsangol

Museen & Ausstellungen

Das City Wall Museum vermittelte uns ein gutes Bild der historischen Stadt und vom Aussichtsturm N Seoul Tower herab konnten wir diese Eindrücke mit der Gegenwart vergleichen. Das etwas schrullige Modern Design Museum hatte unter anderem eine Sammlung von alten Händis und Haushaltgeräten, und das DDP (siehe oben) zeigte eine Ausstellung von Pixar’s analogen Künstlern (Zeichnungen und Skulpturen, die im Vorfeld eines Animationsfilms entstehen).

Hatten wir doch früher auch mal zuhause: Kassettengeräte im Modern Design Museum

Die verschiedenen Gesichter der Grossstadt

Wir lieben das Gewusel der Grossstadt, dieses unaufhörliche Treiben, das einem auf den ersten Blick chaotisch vorkommt und das man im Laufe seines Aufenthalts zu verstehen versucht. Nach jeder Strassenecke zeigt sich wieder ein anderes Bild der Stadt und manchmal sind es nur wenige Meter, die eine geschäftige Ladenstrasse von einem ruhigen Park trennen, oder eine einladende Food Street von einem abgestandenen Hinterhof (auch die heruntergekommensten Orte sind hier sehr sicher).

Shopping auf Koreanisch in der Myeong-dong

Schmale Gasse im Seokchon Hanok Village

Wenn wir aus dem Haus gehen, führt uns der Weg zuerst durchs ruhige Hanok-Dorf (an alten, rauchenden Männern vorbei), dann durch die belebte Jahamun-ro-Strasse mit ihren Restaurants und Cafés (junge, gutgekleidete Paare). Kurz darauf gehen wir am Palast vorbei (Mädchen in traditionellen Trachten, mit Selfie-Sticks) durchs geschäftige Regierungsviertel (Anzüge und schwarze Limousinen). Gleich neben dem Cheonggyechon (verliebte Paare jeden Alters und Hundespaziergänger) liegt die Insa-dong mit ihren Arts & Crafts-Läden, die ganz ein anderes Publikum anzieht als das Studentenviertel Hongdae oder der Namdaemun Markt.

Quartierstrasse im Sinchon-dong

«Railway Book Park», Hongdae (eine frühere Eisenbahnstrecke, heute ein Park mit Buchläden, daher der Name)

Kulturelle Aktivitäten

Natürlich ist die Sprachbarriere in Asien immens, was es schwierig macht, mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt zu treten. Zwar zaubern wir den Leuten ein Lächeln aufs Gesicht, wenn wir sie mit einem betont unspektakulären «Aniyong hase-joo» begrüssen oder uns mit «Kam-sam-ni-daa» bedanken, aber mit diesen zwei Floskeln erschöpft sich unser Koreanisch dann auch schon. Um dennoch nicht den ganzen Monat «isoliert» zu verbringen und um grad auch noch ein wenig koreanische Kultur mitzubekommen, haben wir in einer Probelektion Taekwondo ausprobiert, einen koreanischen Kochkurs besucht, sind mit einem Guide durch das Seochon Hanok Village spaziert und haben – ich führ das jetzt auch mal unter «Kulturelles» auf – den Coiffeur aufgesucht.

Selber gekocht, koreanisch und fein: Einer unserer vier Gänge in der «Four Seasons Cooking Class»

Taekwondo Experience – mit «durchsichtigem» Gürtel, …

… Lehrmeister und ich in Abwehrposition

Essen

Hab ich schon mal erwähnt, dass das Essen hier ziemlich köstlich ist? Im Kochkurs haben wir einiges dazugelernt, wieviele verschiedene Gemüse es hier gibt und was die Koreaner alles an Seafood verspeisen. Seither ist das Einkaufen etwas einfacher geworden und auch an die diversen Essens-Stände in der Stadt gehen wir nun viel mutiger heran. Wir essen uns quer durch frittierte Teigtaschen, koreanische Hamburger, leckeres Bibimbap, taiwanesische Omeletten, getrockneten Tintenfisch und immer wieder mal geniessen wir ein koreanisches Barbecue. Bald bringen wir den Gürtel nicht mehr zu…

Wieder einmal ein koreanisches BBQ…

PS: Wer sich über den Titel vom Artikel wundert: «Making Character Fancy Wood of Lotus Flower Boy» stand an einem Marktstand eines NGO als Übersetzung des koreanischen Titels. Wir wissen auch nicht, was damit gemeint ist, aber es steht sinnbildlich für die vielen englischen Texte, wo meist ein paar Worte bunt zusammengewürfelt werden. Manchmal versteht man’s und manchmal eben halt nicht…